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Genug mit der Kultur der Angst!

Aktualisiert: 27. Feb. 2023

Statement in Solidarität mit den Betroffenen und Verurteilung vom Machtmissbrauch durch Walter Homolka und seinen Unterstützer:innen


Stand 24.02.2023


Wir, Organisationen, die junge Juden und Jüdinnen zwischen 18-35 Jahren - viele von denen Studierende sind - politisch vertreten, sowie junge politisch aktive Juden und Jüdinnen, wollen hiermit Stellung beziehen zu den aktuellen Begebenheiten in der Jüdischen Gemeinschaft in Deutschland.


Im Oktober 2022 veröffentlichte die Uni Potsdam die Ergebnisse eines Gutachtens, das die „Vorwürfe des Machtmissbrauchs durch Ämterhäufung, durch Schaffung problematischer Studien- und Arbeitsverhältnisse, durch Karriereeingriffe“ gegen Herrn Homolka als bestätigt sieht. (1)

Die durch den Zentralrat der Juden beauftragte Anwaltskanzlei Gercke Wollschläger veröffentlichte im Dezember 2022 das „Vorläufige Executive Summary“ des Untersuchungsberichts zu etwaigem Fehlverhalten von Herrn Homolka. Diese attestiert Herrn Homolka persönliches Fehlverhalten, Ämterhäufung sowie das Schaffen von Abhängigkeiten auf Personal- sowie Studierendenebene, die in einer „Kultur der Angst“ kulminierten. (2)


Damit wurden bereits durch zwei Stellen Verfehlungen, Machtmissbrauch durch Amtshäufung sowie die Schaffung eines Klimas bzw. einer Kultur der Angst durch Herrn Homolka konstatiert.


Wir sind empört über diese Tatsachen und wir sind schockiert über die Reaktion Homolkas, der statt Einsicht und Reue weiterhin sämtliche nachgewiesene Vorwürfe bestreitet und sogar gegen die Uni Potsdam, den Zentralrat der Juden und weiteren Personen, die den Machtmissbrauch öffentlich anprangern, juristisch vorgeht.


Auch sind wir über sämtliche Unterstützer:innen Homolkas in dieser Sache, namentlich insbesondere den Vorstand der Union Progressive Juden (UPJ) in Deutschland, der zuletzt in sein Statement vom 22. November 2022 den nachgewiesenen Machtmissbrauch Homolkas leugnet, (3) entsetzt. Statt auf die Betroffenen und auf die unabhängigen Gutachten einzugehen, nimmt der UPJ-Vorstand beschämenderweise den Hauptverantwortlichen für den Machtmissbrauch in Schutz.


Wir fordern die UPJ ebenfalls auf, klar Stellung zu beziehen, die Ergebnisse der unabhängigen Gutachten und die Stimmen der Betroffenen ernstzunehmen und sämtliches Fehlverhalten Homolkas zu verurteilen.

Wir unterstützen sämtliche UPJ-Mitglieder, die sich von Homolka distanzieren und stehen mit ihnen in Solidarität.


Wir können die Entscheidung von ehemaligen UPJ-Mitgliedern und Organisationen, aus der UPJ Deutschland unter den gegebenen Umständen auszutreten, nachvollziehen. Dennoch schmerzt es uns, mit ansehen zu müssen, dass es so weit gekommen ist. Die UPJ stellt aus unserer Sicht eine integrale Funktion im deutschen pluralistischen Judentum dar. Wir appellieren an alle UPJ Mitglieder, über ihre Wahl des jetzigen Vorstandes, der Homolkas Machtmissbrauch nicht verurteilt, sowie damit zusammenhängende Konsequenzen – nämlich die vielen Austritte - zu reflektieren.


Wir begrüßen den Beschluss des Beirats von ELES zur klaren Distanzierung von Homolka und die Empfehlung an den Trägerverein, Homolka aus allen Führungspositionen zu entfernen. Wir fordern die ELES-Leitung auf, dieser Empfehlung zu folgen und die Stipendiat:innen von jeglichem Machtmissbrauch, sei es direkt oder indirekt, besser zu schützen. Einen Safeguarding-Prozess alleine, während die alten Machtstrukturen weiterhin im Hintergrund fungieren, halten wir für ungenügsam. Es braucht vollständige, transparente und alle Stipendiat:innen inkludierende Aufklärung und den Abbau sämtlicher Machtverstrickungen.


Es kann nicht sein, dass nun die alten Gefolgsleute und Unterstützer:innen Homolkas seine Positionen einnehmen - das gilt für die UPJ Deutschland sowie für ELES. Dies ist eine beschämende und inakzeptable Situation. Zudem fordern wir einen richtigen strukturellen Wandel im Abraham-Geiger-Kolleg, der die Meinungen aller Studierenden und Beschäftigten – insbesondere der Betroffenen – berücksichtigt.


Wir finden, die ELES-Leitung sowie der UPJ-Vorstand sollten die Allgemeine Rabbinerkonferenz in ihrer Entscheidung, nun Homolka als Konsequenz für sein Handeln auszuschließen, als Beispiel nehmen.


Gerade in der Position Homolkas - als Rabbiner, als akademischer Rektor und als Amtsinhaber leitender Positionen im jüdischen Leben - war eine hohe moralische Integrität angebracht, die wir angesichts der Untersuchungsergebnisse als nicht gegeben sehen. Das Vertrauen, das ihm mit der Übernahme wichtiger Ämter innerhalb der Jüdischen Gemeinschaft in Deutschland zukam, werten wir als massivst gebrochen.


Wir rufen Herrn Homolka auf, nicht nur sämtliche leitende Ämter des jüdischen Lebens ruhen zu lassen, sondern sich von diesen unverzüglich zurückzutreten und sich öffentlich bei allen Betroffenen zu entschuldigen. Wir fordern Herrn Homolka zur Aufklärung, Aufarbeitung und dem Abbau der durch ihn etablierten und auf finanziellen, personellen oder sonstigen Abhängigkeiten basierenden Machtstrukturen auf.


Solange Herr Homolka dies nicht tut, erklären wir ihn zur Persona non grata auf sämtlicher unserer Veranstaltungen. Damit wollen wir sowohl Solidarität mit den Betroffenen zeigen, als auch gesellschaftliche Konsequenzen ziehen.


Wir lehnen dabei Homolkas schamlosen Versuch ab, die Verurteilung seines Machtmissbrauchs und Fehlverhaltens als „Attacke konservativer Kreise auf das liberale Judentum“ darzustellen. Es ist vielmehr der durch Homolka unternommene Machtmissbrauch und Fehlverhalten, der in starkem Kontrast zu den durch Abraham Geiger, Leo Baeck und Regina Jonas gepredigten Werten steht.


Wir wollen unseren Dank bei allen Betroffenen aussprechen , die den Mut finden konnten, ihr Zeugnis abzulegen und sprechen unsere Solidarität mit allen Betroffenen aus. Auch wollen wir Herrn Prof. Dr. Jonathan Schorsch danken, der als einer der ersten mit den Vorwürfen gegen Homolka in die Öffentlichkeit trat.


Derweil offenbart der gesamte Fall Homolka und AGK - das zeigt nicht zuletzt die anhaltende Unterstützung aus oben genannten Seiten an Homolka trotz des nachgewiesenen Fehlverhaltens - ein strukturelles Problem in unserer aller jüdischen Gemeinschaft in Deutschland auf. Ein solcher, über den Rahmen des AGK hinausgehenden Machtmissbrauch, kann nur unter entsprechenden Strukturen fruchten.


Wir wollen daran erinnern: Ohne eine engagierte junge jüdische Generation wird es zukünftig keine jüdische Gemeinschaft mehr in Deutschland geben. Von uns jungen Jüd:innen ist die Zukunft der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland abhängig. Umso wichtiger sind transparente, pluralistische, inklusive und diskriminierungs- und angstfreie Räume, Strukturen und Kultur, in denen sich alle Juden und Jüdinnen wohlfühlen, obligatorisch.


Wir wollen uns verpflichten, zu diesem strukturellen Wandel in unserer Gemeinschaft „mit all unserem Herzen, mit all unserer Seele, mit all unserer Macht“ (5.Mo 6:5) beizutragen.




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